Die Taufe — Fragen rund um die Taufe

Matthäus 28:19
Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.

Was sagt die Bibel zur Taufe?

Was lehrte der Herr Jesus in wessen Namen die Taufe erfolgen soll?

Matthäus 28:19, 20
Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. 20 und lehrt sie, sich an alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluß des Systems der Dinge."
„Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ — Jesus war hier recht eindeutig.
Interessant ist auch die Wahl der Reihenfolge in den Anweisungen Jesu: Erst die Taufe und dann die vollständige Belehrung.

Wie war das bei Taufen, die die Bibel beschreibt?
Gemäß Apostelgeschichte 8:30 hörte Philippus einen äthiopischen Hofbeamten die Schriftrolle Jesaja lesen. Offensichtlich wusste dieser noch nichts von Christus (Apg 8:34) und wurde erst von Philippus über den Herrn Jesus belehrt (Apg 8:35). Die Reaktion des Hofbeamten?
Apostelgeschichte 8:36, 38
Als sie nun auf der Straße dahinzogen, kamen sie an ein gewisses Gewässer, und der Eunuch sprach: "Siehe! Ein Gewässer; was hindert mich, getauft zu werden!"
38 Damit gebot er, daß der Wagen halte, und sie stiegen beide in das Wasser hinab, sowohl Philippus als auch der Eunuch; und er taufte ihn.

Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes begannen die Jünger in vielen Sprachen zu reden. Über diejenigen, die das hörten, heißt es dann
Apostelgeschichte 2:41
Somit wurden diejenigen, die sein Wort von Herzen annahmen, getauft, und an jenem Tag wurden ungefähr dreitausend Seelen hinzugetan.
In all diesen Fällen haben sich die Menschen also unmittelbar nachdem sie gläubig wurden, taufen lassen. Nachdem was die Bibel hier berichtet scheint es sich dabei bestenfalls um Stunden zwischen dem Beginn der Belehrung, der Annahme des Herrn im Herzen und letztlich der Taufe gehandelt zu haben.

Welche Fragen stellt man bei Jehovas Zeugen vor der Taufe?

Bevor jemand heute zu einer Taufe bei den Zeugen Jehovas zugelassen wird, muss diese Person zuvor bereits eine Weile im Predigtdienst als sogenannter „ungetaufter Verkündiger“ aktiv gewesen sein. Äußert diese Person dann den Wunsch, sich taufen zu lassen, werden ihm/ihr eine Reihe von Fragen gestellt (gerne auch als „Tauffragen“ bezeichnet). Gemäß dem Organisiert-Buch (Auflage 2015) waren es 103 Fragen, die beantwortet werden mussten. In der Auflage von 2019 wurde die Zahl auf 60 reduziert.
Bei der Taufe auf dem Kongress werden den Täuflingen noch einmal zwei Fragen gestellt, die diese kollektiv beantworten. Interessant ist, wie diese Fragen im Laufe der Zeit verändert wurden:
Wachtturm 15.7.1960 S.431-437, Abs. 23, 24 "Was hindert mich daran, getauft zu werden?"
1. Hast du erkannt, daß du vor Jehova Gott ein Sünder bist und der Rettung bedarfst, und hast du vor ihm anerkannt, daß diese Rettung von ihm, dem Vater, kommt, und zwar durch seinen Sohn, Jesus Christus?
2. Hast du dich auf Grund dieses Glaubens an Gott und an seine Vorkehrung der Rettung Gott rückhaltlos hingegeben, um fortan seinen Willen zu tun, so wie er ihn dir unter der erleuchtenden Kraft des heiligen Geistes durch Jesus Christus und durch die Bibel offenbart?
Wachtturm 15.8.1970 S. 496-502, Abs. 20 Dein Gewissen vor Jehova
1. Hast du erkannt, daß du ein Sünder bist und der Rettung durch Jehova Gott bedarfst, und hast du erkannt, daß diese Rettung von ihm kommt, und zwar durch den von ihm gesandten Erlöser, Christus Jesus?
2. Hast du dich aufgrund dieses Glaubens an Gott und an seine Loskaufsvorkehrung Jehova Gott rückhaltlos hingegeben, um fortan seinen Willen zu tun, wie dieser dir durch Christus Jesus und durch Gottes Wort geoffenbart und durch Gottes heiligen Geist verständlich gemacht wird?
Wachtturm 1.8.1973 S. 465-472 Die Taufe erfolgt nach dem Jüngermachen
1. Hast du deine Sünden bereut, und bist du umgekehrt, da du erkannt hast, daß du vor Jehova Gott als verurteilter Sünder dastehst, der der Rettung bedarf, und hast du vor ihm anerkannt, daß diese Rettung von ihm, dem Vater, kommt, und zwar durch seinen Sohn Jesus Christus?
2. Hast du dich aufgrund dieses Glaubens an Gott und an seine Rettungsvorkehrung Gott rückhaltlos hingegeben, um fortan seinen Willen zu tun, wie er ihn dir durch Jesus Christus und durch die Bibel unter der erleuchtenden Kraft des heiligen Geistes offenbart?
Wachtturm 1.6.1985 S. 29-31 Sich Jehova durch die Hingabe unterwerfen
1. Hast du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun?
2. Bist du dir darüber im klaren, daß du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist?
Organisiert-Buch od (Auflage 2015) S. 209 Abschließende Besprechung mit Taufbewerbern
1. Hast du gestützt auf das Opfer Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun?
2. Ist dir bewusst, dass deine Hingabe und Taufe dich als Zeugen Jehovas kennzeichnen und du zu der Organisation gehörst, die von Gottes Geist geleitet wird?
Organisiert-Buch od (Auflage 2019) S. 206 Abschließende Besprechung mit Taufbewerbern
1. Hast du deine Sünden bereut, dich Jehova hingegeben und Jesus Christus als Gottes Mittel zur Rettung angenommen?
2. Ist dir bewusst, dass deine Hingabe und Taufe dich als Zeugen Jehovas kennzeichnet und du damit zu Jehovas Organisation gehörst?

Was sagen andere Bücher und Zeitschriften der WTG zu obigen Tauffragen?

Liederbuch (sn Singt Lieder für Jehova, 2010) Lied 62 "Wem gehören wir?", 3. Strophe
Wem möchte ich gehörn? Jehova nur ganz allein! Dem himmlischen Vater dien ich gern, ihm untreu werden liegt mir fern.
Für mich war die Taufe mit der vorangegangenen Hingabe an Jehova einhergegangen. Diesen Gedanken bringt auch dieses Lied zum Ausdruck. Doch bei den Tauffragen stimmt man inzwischen zu, ab jetzt einer Organisation zu gehören. Wem also gehört man nach der Taufe? Dem Gott, dem man sich hingegeben hat („Jehova nur ganz allein!“) oder einer Organisation? Warum muss man sich bei der Taufe überhaupt zu einer Organisation bekennen? In obigem Lied heißt es auch
Liederbuch (sn Singt Lieder für Jehova, 2010) Lied 62 "Wem gehören wir?", 1. Strophe
Wem möchtest du gehörn? Ja wer soll dein Gott denn sein? Dein Herr und dein König der nur ist, dem du von Herzen treu auch bist. So wähle einen aus, kannst beiden gefallen nicht; denn Liebe, wenn rein, geteilt kann nicht sein, auf einen daher verzicht.
Man kann nicht zwei Herren dienen. Und so muss sich jeder entscheiden, wer sein Gott ist — der himmlische Vater oder eine irdische Organisation.

Sehr treffend ist auch eine andere Quelle aus der WTG-Literatur:
Wachtturm 1.9.1955, S. 538-539, Abs. 15 "Die christliche Taufe für die Neue-Welt-Gesellschaft"
Ein Christ kann daher nicht im Namen dessen getauft werden, der ihn tatsächlich untertauchte noch im Namen irgendeines Menschen noch im Namen irgendeiner Organisation, sondern es muß im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes geschehen. Dies zeigt unter anderem, daß das Christentum keine konfessionelle Angelegenheit, keine Sache der Sekten ist. „Besteht der Christus etwa geteilt? Paulus wurde doch nicht etwa für euch an den Pfahl geschlagen? Oder wurdet ihr im Namen des Paulus getauft? Ich bin dankbar, daß ich niemand von euch taufte, außer Krispus und Gaius, so daß nicht jemand sagen kann, daß ihr in meinem Namen getauft wurdet.“ — 1. Kor. 1:13-15, NW.

Rechtliche Auswirkung der Taufe

Die Statuten der Jehovas Zeugen in Deutschland, K. d. ö. R. findet man auf deren Website für Deutschland. Einen Link darauf möchte ich aus rechtlichen Gründen nicht setzen.
Statut der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen in Deutschland, K. d. ö. R. (StRG), Stand 2020, Präambel (5)
Die in den Absätzen 1 bis 4 genannten Gegebenheiten werden von allen Zeugen Jehovas mit dem Empfang ihrer Wassertaufe anerkannt (Jesaja 2:2, 3).
Mit der Wassertaufe erkennt man also die Statuten der Zeugen Jehovas an. Was beinhaltet dies unter Anderem?
Statut der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen in Deutschland, K. d. ö. R. (StRG), Stand 2020, Präambel (4)
Gemeinsame Grundlage für das Wirken aller Gliederungen und Einrichtungen der Religionsgemeinschaft ist das religionsgemeinschaftliche Recht [...] Dieses beinhaltet das von der Leitenden Körperschaft vermittelte Verständnis der biblischen Lehre [...] Hierin eingeschlossen sind die in Briefen und Publikationen veröffentlichten oder mündlich durch die Leitende Körperschaft, deren Beauftragte oder das Zweigkomitee in dessen Zuständigkeitsbereich übermittelten Anleitungen.
Der Täufling erkennt also alles an, was schriftlich oder mündlich von der LK kommt. Das beinhaltet Anweisungen ebenso wie das „von der Leitenden Körperschaft vermittelte Verständnis der biblischen Lehre“. Zweifel an dieser von der LK vermittelten Lehre darf man also gemäß den durch die Wassertaufe anerkannten Statuten nicht haben oder gar äußern.