Die Bibel studieren und verstehen

Was sagte Charles Taze Russel über das Studieren der Bibel?

Was sagte Charles Taze Russel, was notwendig wäre um die Heilige Schrift zu verstehen?
Watchtower 1910, September 15th, p. 228 (English)
Furthermore, not only do we find that people cannot see the divine plan in studying the Bible by itself, but we see, also, that if anyone lays the SCRIPTURE STUDIES aside, even after he has used them, after he has become familiar with them, after he has read them for ten years — if he then lays them aside and ignores them and goes to the Bible alone, though he has understood his Bible for ten years, our experience shows that within two years he goes into darkness. On the other hand, if he had merely read the SCRIPTURE STUDIES with their references, and had not read a page of the Bible, as such, he would be in the light at the end of the two years, because he would have the light of the Scriptures.
Eine deutschsprachige Quelle habe ich leider nicht gefunden, die Aussage wurde aber im nachfolgenden Wachtturm übersetzt zitiert:
Der Wachtturm - 01.09.1957, S. 543 'Fragen von Lesern'
„Außerdem stellen wir nicht nur fest, daß die Menschen den göttlichen Plan nicht erkennen können, wenn sie nur die Bibel studieren, sondern wir sehen auch, daß, wenn irgend jemand die Schriftstudien beiseitelegt, selbst nachdem er sie vorher benutzt hat, nachdem er mit ihnen vertraut geworden ist, nachdem er sie zehn Jahre lang gelesen hat, ja, wenn er sie dann beiseitelegt und sie ignoriert und nur zur Bibel greift, so wird er — das zeigt unsere Erfahrung —, auch wenn er die Bibel zehn Jahre lang verstanden hätte, binnen zwei Jahren in die Finsternis gehen. Wenn er andererseits nur die Schriftstudien mit ihren Bibelzitaten gelesen hat und keine Seite der Bibel als solche, so würde er am Ende von zwei Jahren noch im Lichte sein, da er das Licht der Schrift besäße.“

Im oben zitierten Wachtturm von 1910 vertrat Russel zwar auch die Auffassung, dass die von ihm verfassten Schriftstudien kein Ersatz für das Lesen der Bibel seien, aber war doch überzeugt, man könne die Bibel nur richtig verstehen, wenn man seine Schriftstudien zu Hilfe nehmen würde, die ja auch immer auf die Bibel verweisen.

Was lehrt die „Wachtturm, Bibel- und Traktat-Gesellschaft“ über das Studieren der Bibel?

Was lehrt die „Wachtturm, Bibel- und Traktat-Gesellschaft“, was notwendig wäre um die Heilige Schrift zu verstehen?
Der Wachtturm - 15.11.1981, S. 28 '„Schulter an Schulter“ Jehova dienen', Absatz 14
Hin und wieder stehen unter dem Volke Jehovas Personen auf, die wie Satan eine unabhängige, kritische Haltung einnehmen. Sie wollen nicht „Schulter an Schulter“ mit der weltweiten Bruderschaft dienen. (Vergleiche Epheser 2:19 bis 22.) Sie bieten dem Wort Jehovas eher eine „störrische Schulter“ (Sach. 7:11, 12). Diese Hochmütigen versuchen, die „Schafe“ von der einen internationalen „Herde“, die Jesus auf der Erde eingesammelt hat, wegzuziehen, indem sie das Muster der „reinen Sprache“, die Jehova in den vergangenen 100 Jahren auf so gütige Weise seinem Volk gelehrt hat, verunglimpfen (Joh. 10:7-10, 16). Sie versuchen, Zweifel zu säen und Arglose von dem reichlich mit geistiger Speise gedeckten „Tisch“ im Königreichssaal der Zeugen Jehovas, wo wirklich ‘nichts mangelt’, wegzuführen (Ps. 23:1-6). Sie sagen, es genüge, nur die Bibel zu lesen, entweder allein oder in kleineren Gruppen zu Hause. Aber seltsamerweise haben sie sich aufgrund dieses „Lesens der Bibel“ Irrlehren zugewandt, die Geistliche der Christenheit vor 100 Jahren in ihren Kommentaren vertraten, und einige feiern sogar wieder Feste der Christenheit, z.B. den 25. Dezember, an dem die Römer die Saturnalien feierten. Jesus und seine Apostel warnten vor diesen Abtrünnigen (Matth. 24:11-13; Apg. 20:28-30; 2. Petr. 2:1, 22).
Königreichsdienst km 9/07 S. 3, Fragekasten, Absatz 2
Billigt es „der treue und verständige Sklave“, wenn sich Zeugen Jehovas eigenständig zusammentun, um biblische Themen zu untersuchen und zu debattieren? (Mat. 24:45, 47). [...] Daher billigt der „treue und verständige Sklave“ keinerlei Literatur, keine Websites und keine Treffen, die nicht unter seiner Leitung hergestellt oder organisiert werden (Mat. 24:45-47).

Auch die „Wachtturm, Bibel- und Traktat-Gesellschaft“ lehrt also (wie schon Russel), dass man die Heilige Schrift nur mit der Anleitung des „treuen und verständigen Sklaven“ (bzw. der „Auserwählten“) verstehen würde. Offene Diskussionen über die Bibel und die Auslegung bestimmter Verse in kleinen Gruppen werden strikt untersagt und sanktioniert.

Es ist schon korrekt, dass auch in den Schriften der „Wachtturm, Bibel- und Traktat-Gesellschaft“ Bibelstellen herangezogen und zitiert werden. Gemäß meiner eigenen Erfahrung musste ich aber feststellen, dass dies sehr selektiv erfolgt oder dass Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen werden und dann eigenwillig angewendet werden. Bibelstellen, die der Lehre des „treuen und verständigen Sklaven“ widersprechen, können auf diese Weise einfach umgangen oder uminterpretiert werden. Wenn auch das nicht möglich scheint, findet sich einer von anderen Bibelübersetzungen abweichende Wiedergabe in der eigenen Übersetzung.

Nebenbei: Die Formulierung »Daher billigt der „treue und verständige Sklave“ keinerlei Literatur, keine Websites und keine Treffen, die nicht unter seiner Leitung hergestellt oder organisiert werden« könnte man auch anders formulieren: »Wir sind die Herren über euren Glauben« (2. Korinther 1:24).

Was sagte der Herr Jesus, wie wir die Wahrheit verstehen?

Johannes 15:26 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
Wenn der Helfer gekommen ist, den ich euch vom Vater her senden will, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird dieser Zeugnis von mir ablegen;
Johannes 16:12, 13 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. 13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus eigenem Antrieb reden, sondern was er hört, wird er reden, und er wird euch die kommenden Dinge verkünden.
Laut Jesus wäre also der Geist ausschlaggebend, um die „ganze Wahrhei“ zu verstehen. Wer aber sollte den Geist erhalten?
Lukas 11:9, 10, 13(Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
Demnach sage ich euch: Bittet unablässig, und es wird euch gegeben werden; sucht fortwährend, und ihr werdet finden; klopft unaufhörlich an, und es wird euch geöffnet werden. 10 Denn jeder, der bittet, empfängt, und jeder, der sucht, findet, und jedem der anklopft, wird geöffnet werden.
13 Wenn nun ihr, obwohl ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater im Himmel denen heiligen Geist geben, die ihn bitten!"
Gemäß Jesu Worten leitet also der „Geist der Wahrheit“ (der Heilige Geist) die Menschen an. Wer aber bekommt den Heiligen Geist? Ist das eine ausgewählte Gruppe, die Jesus besonders befähigt hat, sogenannte „Geistgesalbte“? Im oben zitierten Text aus Lukas 11:13 gibt Jesus selbst die Antwort: „wieviel mehr wird der Vater im Himmel denen heiligen Geist geben, die ihn bitten!“. Es ist also nur die glaubensvolle Bitte an den Vater um den Heiligen Geist notwendig, um diesen zu erhalten. Dies ist daher nicht das Vorrecht einer besonderen Gruppe oder Klasse, sondern steht jedem echten Christen offen.