Jesus — Welche Rolle spielt er?

Johannes 1:1-4 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott. 2 Dieser war im Anfang bei GOTT. 3 Alle Dinge kamen durch ihn ins Dasein, und ohne ihn kam auch nicht ein Ding ins Dasein. Was ins Dasein gekommen ist 4 durch ihn, war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Über Jesus könnte man sicherlich sehr vieles schreiben, ja so viel dass „selbst die Welt die geschriebenen Buchrollen nicht fassen“ könnte (Johannes 21:25). Ich möchte mich daher hier auf Punkte beschränken, bei denen die Lehren der „Leitenden Körperschaft“ aus meiner Sicht der Bibel widersprechen.

Mitschöpfer

Ältere Literatur der WTG

[w51 1. 9. S. 271-272] Wachtturm 1.9.1951, S. 271, Fragen von Lesern, Absatz 1 [Hervorhebungen durch mich]
[…] Unter dem Wort Götter könnte einfach Jehova Gott verstanden werden, da das hebräische Wort hier Elohim ist und entweder Gott (Jehova) oder Götter bedeuten kann. Wenn es Götter bedeutet, könnte es sich auf Jehova Gott und seinen Mitschöpfer und einziggezeugten Sohn, den Logos, beziehen. Zu diesem sagte Jehova in 1. Mose 3:22 (Schmoller): „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.“ […]
In allen mir bekannten Bibelstellen heißt es in Vers 5 „Gott“ (Einzahl), aber im Vers 22 „einer von uns“, „unser einer“ oder sinngemäß. Auf diese Mehrzahl bezieht sich wohl der obige Text aus dem Wachtturm.
[w54 1. 7. S. 401-406] Wachtturm 1.7.1954, S.404, Das Wunder der Auferstehung, Absatz 12
[…] Seine allererste Schöpfung, sein einziggezeugter Sohn, den er danach als Mitschöpfer gebrauchte, war zu jener Zeit sein größtes Schöpfungswerk. […]

Neuere Literatur der WTG

[it-1 S. 1336-1358] Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1, S. 1336, Jesus Christus, Absatz „Kein Mitschöpfer“ [Hervorhebungen durch mich]
Kein Mitschöpfer. Dadurch, dass der Sohn bei der Schöpfung mitwirkte, wurde er nicht zu einem Mitschöpfer mit seinem Vater. Die Kraft zum Erschaffen kam von Gott durch seinen heiligen Geist, seine wirksame Kraft (1Mo 1:2; Ps 33:6). Und da Jehova der Quell allen Lebens ist, verdankt die gesamte belebte Schöpfung – sowohl die sichtbare als auch die unsichtbare – ihr Leben ihm (Ps 36:9). Der Sohn war also kein Mitschöpfer, sondern vielmehr ein Mittel oder Instrument, dessen sich Jehova, der Schöpfer, bediente. Jesus selbst schrieb Gott die Schöpfung zu, und in der ganzen Bibel wird Jehova als der Schöpfer bezeichnet (Mat 19:4-6; siehe SCHÖPFUNG).
[cl Kap. 5 S. 47-56] Komm Jehova doch näher S. 55, Absatz 19
Jehovas Schöpfermacht verdeutlicht uns auch seine Souveränität. Allein das Wort „Schöpfer“ grenzt Jehova von allem anderen im Universum ab. Alles ist „Schöpfung“. Selbst Jehovas einziggezeugter Sohn, der bei der Schöpfung als „Werkmeister“ fungierte, wird nirgends in der Bibel als Schöpfer oder Mitschöpfer bezeichnet (Sprüche 8:30; Matthäus 19:4). Er ist der „Erstgeborene der gesamten Schöpfung“ (Kolosser 1:15). Die Stellung als Schöpfer gibt Jehova automatisch das Recht, als einziger Souverän Macht über das ganze Universum auszuüben (Römer 1:20; Offenbarung 4:11).

Was sagt die Bibel zu dem Thema?

Kolosser 1:14-18a (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
[…] durch den wir unsere Erlösung durch Loskauf haben, die Vergebung unserer Sünden. 15 Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung; 16 denn durch ihn sind alle [anderen] Dinge in den Himmeln und auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, erschaffen worden, es seien Throne oder Herrschaften oder Regierungen oder Gewalten. Alle [anderen] Dinge sind durch ihn und für ihn erschaffen worden. 17 Auch ist er vor allen [anderen] Dingen, und durch ihn sind alle [anderen] Dinge gemacht worden, um zu bestehen, 18 und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung. […]
Das „Bild des unsichtbaren Gottes“, der „Erstgeborene aller Schöpfung“, der „Haupt des Leibes, der Versammlung“  — hier geht es offensichtlich um Jesus. Auffällig ist in Vers 16 eine Wiedergabe, die sich in der Neuen Welt Übersetzung von allen anderen mir bekannten Bibelübersetzungen unterscheidet (Hervorhebung durch mich):
Kolosser 1:16 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
denn durch ihn sind alle [anderen] Dinge in den Himmeln und auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, erschaffen worden, es seien Throne oder Herrschaften oder Regierungen oder Gewalten. Alle [anderen] Dinge sind durch ihn und für ihn erschaffen worden.
Kolosser 1:16 (Neue-Welt-Übersetzung [2018])
Denn durch ihn ist alles andere im Himmel und auf der Erde erschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare — ob Throne oder Herrschaften oder Regierungen oder Autoritäten. Alles andere ist durch ihn und für ihn erschaffen worden.
Was zeigt nun der Griechische Text gemäß der Interlinear-Übersetzung?
Colossians 1:16 (The Kingdom Interlinear Translation of the Greek Scriptures [1985] — mit 1:1 Übersetzung)
ὅτιἐναὐτῷἐκτίσθητὰπάνταἐντοῖςοὐρανοῖςκαὶἐπὶτῆςγῆς,τὰὁρατὰκαὶ
becauseinhimit was createdtheall (things)intheheavensandupontheearth,the (things)visibleand
τὰἀόρατα,εἴτεθρόνοιεἴτεκυριότητεςεἴτεἀρχαὶεἴτε
the (things)invisiblewhetherthronesorlordshipsorgovernmentsor
ἐξουσίαι·τὰπάνταδι’αὐτοῦκαὶεἰςαὐτὸνἔκτισται·
authorities;theall (things)throughhimandintohimit has been created
Hier ist die Rede von „all (things)“, also „alle Dinge“ und nicht „alle anderen Dinge“. Wie gibt eine für ihre Genauigkeit bekannte Bibelübersetzung den Text wieder?
Kolosser 1:16 (Elberfelder Übersetzung [1871] mit Fußnoten in {…})
Denn durch ihn {W. in ihm, d. h. in der Kraft seiner Person} sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.
Auffällig ist hier, dass das Wort „andere(e)“ in der NWÜ von 1986 noch durch die eckigen Klammern als Ergänzung gekennzeichnet wurde, in der Übersetzung von 2018 aber bereits in den Text eingeflossen ist. In der Interlinearübersetzung ist dieses Wort nicht zu finden.
Wird durch diesen Einschub nicht suggeriert, dass Jesus nur an einem Rest der Schöpfung beteiligt war, während andere Bibelübersetzungen (und der griechische Originaltext) deutlich machen, dass der Herr Jesus alles erschaffen hat
Ist jemand, der etwas „erschaffen“ hat, nicht auch ein „Schöpfer“ dieser Sache? Und kann jemand, der „alles erschaffen“ hat, dann nicht zurecht als Schöpfer oder wenigstens (wenn man die Urheberschaft des Vaters mit einbezieht) als Mitschöpfer bezeichnet werden?
Als was könnte man aber nun jemanden bezeichnen, der immer wieder versucht, Christus kleiner zu machen, als er gemäß der Bibel ist?
Wie passt die Aussage, „durch [Jesus] sind alle Dinge erschaffen worden“ nun aber zu dem folgenden Bibeltext?
Offenbarung 4:8b, 11 (Elberfelder Übersetzung [1871])
[…] Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, der da war und der da ist und der da kommt!
11 Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu nehmen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.
Eine Erklärung steckt in der Wiedergabe von Kolosser 1:16 in der Übersetzung Neues Leben. Die Bibel [2024]:
Kolosser 1:16 (Neues Leben. Die Bibel [2024])
Durch ihn hat Gott alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist. Er machte alles, was wir sehen, und das, was wir nicht sehen können, ob Könige, Reiche, Herrscher oder Gewalten. Alles ist durch ihn und für ihn erschaffen.
Die Formulierung „Durch ihn hat Gott alles erschaffen“ ist zwar eine sehr interpretierende Aussage, deckt sich aber mit Sprüche 8:30
Sprüche 8:30 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
da wurde ich neben ihm zum Werkmeister, und ich wurde der, den er Tag für Tag besonders liebhatte, während ich allezeit vor ihm fröhlich war,
Wenn Jesus der „Werkmeister“ war, dann war der Vater gewissermaßen der Initiator, Jesus der Ausführende. Somit ist der Vater der Schöpfer in dem Sinne, dass er die Schöpfung initiiert (oder in Auftrag gegeben) hat, Jesus ist der Schöpfer in dem Sinne, dass er die Schöpfung als Werkmeister ausgeführt hat.
Das passt auch zu einer Feinheit im oben zitierten Text aus Offenbarung 4:11:
Offenbarung 4:11 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
[…] weil durch deinen Willen alles ins Dasein kam und erschaffen wurde.
Wenn etwas durch den „Willen“ des Vaters in Dasein kam, kann damit auch sein Auftrag gemeint sein. Wenn es heißt alles „wurde“ durch den Willen des Vaters erschaffen, klingt das eher nach dem Werk einer anderen Person — Jesus —, der vom Vater beauftragt wurde.

Das „Wort“

[vi S. 3-31] Kann der Tod besiegt werden? S. 24, Abs. 39 [1987]
[…] Christus ist der Erstgeborene aller Geschöpfe Jehovas, und Gott machte ihn zum „Wort“ oder Wortführer gegenüber der übrigen Schöpfung. Wir lesen: „Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott. Dieser war im Anfang bei GOTT. Alle Dinge kamen durch ihn ins Dasein, und ohne ihn kam auch nicht e i n Ding ins Dasein“ (Johannes 1:1-3). Somit erfüllte Jesus Christus, bevor er Mensch wurde, zwei Aufgaben: Er war sowohl Gottes „Werkmeister“ als auch Gottes Sprachrohr, Gottes Wortführer. (Vergleiche Sprüche 8:22, 30; Kolosser 1:15, 16.)

Was sagt die WTG, wer das „Sprachrohr“ Gottes sei?

Wachtturm 1.7.1984, S. 13, Abs. 15 (Artikel: „Nicht euer ist die Schlacht, sondern Gottes“):
Glaubt an Jehova, glaubt denjenigen, die er als Sprachrohr benutzt, ja glaubt seiner Organisation!
Fasst man beide Aussagen zusammen, war gemäß der WTG in der Vergangenheit Jesus das Sprachrohr Gottes. Heute aber sei es die Organisation der Zeugen Jehovas.

Was sagt die Bibel zu dem Thema?

Johannes 1:1,14 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott.
14 So wurde das WORT Fleisch und weilte unter uns; und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie einem einziggezeugten Sohn vom Vater her gehört; und er war voll unverdienter Güte und Wahrheit.
Apostelgeschichte 1:7-9 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
Er sprach zu ihnen: "Es ist nicht eure Sache, über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat; 8 aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis zum entferntesten Teil der Erde." 9 Und nachdem er diese Dinge gesagt hatte, wurde er, während sie zuschauten, emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, von ihren Augen hinweg.

Was Jesus hier im Rahmen seiner Himmelfahrt sagte, war hochinteressant und aufschlussreich.
Zunächste sagte er gemäß Vers 7, man sollte nicht versuchen Zeiten (beispielsweise wann das Ende kommt) zu berechnen. Dies dennoch zu tun würde also bedeuten, sich über Jesus und die Rechtsgewalt seines Vaters hinwegzusetzen.
In Vers 8 erklärte er denen, die seine Himmelfahrt beobachteten, dass sie Zeugen von ihm sein sollten, also „Zeugen Christi“ oder auch einfach „Christen“ (Apostelgeschichte 11:26). Dieses Zeugnis sollte „bis zum entferntesten Teil der Erde“ erfolgen, etwas was den Anwesenden alleine nie möglich gewesen wäre. Daher ist anzunehmen, dass der Herr hier alle Christen meinte und nicht nur die wenigen, die seine Himmelfahrt beobachten konnten.
Gemäß Vers 9 fuhr er in den Himmel empor (siehe auch Vers 11), das heißt, das „WORT war bei GOTT“ (Johannes 1:1). Jesus erwähnte nie, dass jemand anderer an seiner Stelle das WORT (λόγος) oder das „Sprachrohr“ auf der Erde sein sollte. Ausschließlich er war der Logos (λόγος) und kein Mensch oder eine Organisation. Christen sollten Zeugnis von Christus geben, aber kein Mensch wäre damit der Logos (λόγος) oder das „Sprachrohr“ Gottes.

Der Mittler

Literatur der WTG

[w79 1. 8. S. 31] Wachtturm 1.8.1979, S. 31, Fragen von Lesern, Ist Jesus nur für gesalbte Christen der „Mittler“? Absatz 1 [Hervorhebung durch mich]
Moses war der „Mittler“ des Gesetzesbundes, der zwischen Gott und dem Volk Israel geschlossen wurde (Gal. 3:19, 20). Christus ist der „Mittler eines neuen Bundes“ zwischen Jehova und dem geistigen Israel, dem „Israel Gottes“, dessen Glieder im Himmel mit Jesus als Könige und Priester dienen werden (Hebr. 8:6; 9:15; 12:24; Gal. 6:16). Zu einer Zeit, da Gott diejenigen auswählte, die in den neuen Bund aufgenommen werden sollten, schrieb der Apostel Paulus, daß Christus der e i n e „Mittler zwischen Gott und Menschen“ ist (1. Tim. 2:5). Paulus gebrauchte hier logischerweise das Wort „Mittler“ so, wie er es in den fünf anderen Fällen vor der Niederschrift der Worte aus 1. Timotheus 2:5 gebrauchte, die sich auf diejenigen beziehen, die damals in den neuen Bund aufgenommen wurden, dessen „Mittler“ Christus ist. Somit ist Jesus in diesem streng biblischen Sinne nur für gesalbte Christen der „Mittler“.
[…] Die aus „anderen Schafen“ bestehende „große Volksmenge“, die heute gebildet wird, steht nicht in dem neuen Bund. Dadurch, daß sie aber mit der „kleinen Herde“ — mit denen, die noch in diesem Bund stehen — verbunden ist, fließen ihr die Segnungen aus dem neuen Bund zu.
[w89 15. 8. S. 30] Wachtturm 15.8.1989, S. 30, Fragen von Lesern, Ist Jesus nur Mittler für geistgesalbte Christen […] Absatz 12 [Hervorhebung durch mich]
Für Menschen aller Nationen, die die Hoffnung haben, einmal ewig auf der Erde zu leben, wirken sich Jesu Dienste schon jetzt vorteilhaft aus. Er ist zwar nicht ihr rechtlicher Mittler, denn sie sind nicht in den neuen Bund aufgenommen worden […]
[ws S. 10, 11, Abs. 16] Weltweite Sicherheit unter dem Fürsten des Friedens, S. 10, 11, Abs. 16
Wie das Volk Israel durch den Mittler Moses in einem Bundesverhältnis mit Jehova Gott stand, so steht auch die Nation des geistigen Israel — „das Israel Gottes“ — durch einen Mittler in einem Bundesverhältnis mit ihm (Galater 6:16). Es treffen die folgenden Worte des Apostels Paulus zu, die er an seinen christlichen Mitarbeiter schrieb: „Da ist e i n Gott und e i n Mittler zwischen Gott und Menschen, ein Mensch, Christus Jesus“ (1. Timotheus 2:5). War Moses der Mittler zwischen Jehova Gott und den Menschen im allgemeinen? Nein, er war der Mittler zwischen dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und der Nation ihrer fleischlichen Nachkommen. Desgleichen ist Jesus Christus, der größere Moses, nicht der Mittler zwischen Jehova Gott und der ganzen Menschheit. Er ist der Mittler zwischen Jehova Gott, seinem himmlischen Vater, und der Nation des geistigen Israel, die nur aus 144 000 Gliedern besteht. Diese geistige Nation gleicht einer kleinen Herde der „Schafe“ Jehovas (Römer 9:6; Offenbarung 7:4).[…]

Was sagt die Bibel zu dem Thema?

1.Timotheus 2:4-6 (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
dessen Wille es ist, daß alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen. 5 Denn da ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und Menschen, ein Mensch, Christus Jesus, 6 der sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle hingegeben hat -- [dies] soll zu seinen eigenen besonderen Zeiten bezeugt werden.
Interessant ist die Wiedergabe von Hebräer 12:2 durch die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986]:
Hebräer 12:2a (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift [1986])
während wir unseren Blick auf den Hauptvermittler und Vervollkommner unseres Glaubens, Jesus, gerichtet halten.
Wie wird der Begriff „Hauptvermittler“ in anderen Bibelübersetzungen wiedergegeben?
Hebräer 12:2a (Elberfelder Übersetzung [1871] mit Fußnoten in {…})
hinschauend auf Jesum, {Eig. wegschauend (von allem anderen) auf Jesum hin} den Anfänger {Zugleich: Urheber, Anführer; einer der in einer Sache den ersten Schritt tut und anderen vorangeht} und Vollender des Glaubens
Hebräer 12:2a (Schlachter [2000])
indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens
Hebrew 12:2a (The Kingdom Interlinear Translation of the Greek Scriptures [1985] — mit 1:1 Übersetzung)
ἀφορῶντεςεἰςτὸντῆςπίστεωςἀρχηγὸνκαὶτελειωτὴνἸησοῦν,
seeing offintotheof themfaithchief leaderandperfecterJesus
Durch das Verwenden des Begriffs „Hauptvermittler“, der aus dem Griechischen nicht hervorgeht und daher auch von anderen Übersetzungen nicht so wiedergegeben wird, wird suggeriert, dass es neben dem „Hauptvermittler“ noch einen Nebenvermittler gibt, als den sich die LK gerne darstellt. Der Weg der Rettung führt — gemäß ihren eigenen Aussagen — nur über sie bzw. die WTG:
[w82 15.4. S. 31, S.21, Abs. 18] Wachtturm 15.4.1982, S. 21, Abs. 18 „Bleibe wachsam und besonnen“
Während das Zeugnis heute noch die Einladung enthält, zu Jehovas Organisation zu kommen, um gerettet zu werden, wird sicherlich einmal die Zeit kommen, in der die Botschaft einen härteren Ton annimmt, einem „großen Kriegsgeschrei“ vergleichbar. […]
[w56 1.8. S. 464, Abs. 1] Wachtturm 1.8.1956, S. 464, Abs. 1 „Schritt halten mit der Neuen-Welt-Gesellschaft“ [Hervorhebung durch mich]
[…] Es ist heute gebieterische Pflicht, daß jene, die in der neuen Welt der Gerechtigkeit zu leben wünschen, mit der Neuen-Welt-Gesellschaft Schritt halten. Warum? Weil sie nun bald alle ihre Glieder durch die größte aller Drangsale, den Krieg von Harmagedon, sicher hindurchbringen und sie in eine helle neue Welt führen wird, die Gott schafft, und in der sich die Menschheit des ewigen Friedens, der Wohlfahrt und des Glückes erfreut. — Matth. 24:21.
[w68 15.1. S. 47, Abs. 3] Wachtturm 15.01.1968, S. 47, Abs. 3 „Treuen Hirten zum ewigen Leben folgen“
Beeile dich, Gottes sichtbare theokratische Organisation, die seinen König Jesus Christus vertritt, herauszufinden. Das ist zur Bewahrung des Lebens unerläßlich. Wenn du sie dann herausgefunden hast, solltest du sie in jeder Hinsicht akzeptieren. Wir können nicht einerseits behaupten, wir liebten Gott, und andererseits Gottes Wort und seinen Mitteilungskanal ablehnen.

Die biblische Aussage aus 1.Timotheus 2:5 lässt eigentlich keinen Interpretationsspielraum zu: „da ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und Menschen, ein Mensch, Christus Jesus“. Hier ist nicht die Rede von einem Hauptvermittler und möglichen Nebenvermittlern, es heißt nur „Mittler“ und diese Rolle hat exklusiv nur der Herr Jesus Christus.
Es ist auch nicht die Rede von einer exklusiven Gruppe von Menschen (z.B. nur gesalbte „Christen“), es heißt nur einfach „Menschen“ und bezieht sich damit offenbar auf alle Menschen. Natürlich ist es die Entscheidung jedes Einzelnen, diese Mittlerrolle Jesu anzunehmen, aber die Rolle Jesu ist erst mal der „Mittler zwischen Gott und Menschen“ zu sein.
Warum geht die LK mit ihrer Aussage über das geschriebene Wort hinaus?
1. Korinther 4:6
[…] so daß ihr an unserem Fall die [Regel] kennenlernt: "Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht", damit ihr nicht persönlich aufgeblasen werdet zugunsten des einen gegen den anderen.
Oder hält die LK den Wert des Loskaufsopfers Jesu für zu klein, so dass es nicht für alle Menschen reicht?